Das Ende der Rüstungsspirale
Angst und Verunsicherung am North Point
Die Wimpel, die als Symbol des Friedenswillens der Menschen in Kirchheimbolanden wochenlang bunt und fröhlich im
Herbstwind wehten, waren binnen 24 Stunden spurlos verschwunden, nachdem wir sie am 9. Januar 2021 zum Einfahrtstor des North Point gebracht und dort befestigt hatten.
Verblüffend welche Angst harmlose kleine Stoffdreiecke offenbar bei verunsicherten Anhängern der Militärdoktrin auslösen können.
Vielleicht doch ein Hoffnungszeichen, dass der Glaube politische Konflikte nur mit militärischen Mitteln lösen zu können ins Wanken gerät.
Das Corona-Virus hat keine Macht über den Friedenswillen der Kirchheimbolander!
Auch wenn aufgrund der Pandemie die meisten Friedenstageveranstaltungen abgesagt werden mussten gab es am 1. November unter dem Motto Das Ende der Rüstungsspirale einen Schweigemarsch für die Opfer von Krieg und Gewalt vom Römerplatz zur Stadthalle.
Anschließend referierte Sara Nanni von der Heinrich-Böll-Stiftung web-basiert über Rüstungsexportpolitik und -kontrolle. Trotz der räumlichen Distanz gab es in der Stadthalle eine anregende Diskussion mit der Referentin.
Die Gedenkfeier für die Opfer der Reichspogromnacht am 9. November, fand unter besonderen Randbedingungen statt. Schüler und Lehrer der Georg von Neumayer Schule hatten vorab ein Modell der niedergebrannten Synagoge aufgestellt und illuminiert, Schüler des Nordpfalzgymnasiums legten Blumen nieder, Landrat R. Guth und ai-Sprecher L. Grünewald zündeten eine Kerze für das Ehepaar Klarsfeld an, die sich bei der Aufarbeitung der NS-Verbrechen besondere Verdienste erworben haben, Bürgermeister M. Muchow und Beigeordneter M. Ruther legten einen Kranz für die Opfer des Nationalsozialismus nieder, die Glocken läuteten ehe H. Driedger und B. Rummer als Vertreter der Kirchen Gebet und Segen sprachen. All dies fand corona-konform, zeitlich versetzt statt. An den Tagen zuvor hatten Bürger*innen als Zeichen des Gedenkens Blumen vor der Gedenktafel abgelegt, so dass der Kranz der Stadt auf einen bunten Blumenteppich gebettet war.
Am Volkstrauertag wurden in der mennonitischen und protestantischen Gemeinde Friedensgottesdienste gefeiert.
Voraussichtlich wird Frau Prof. Band de Rosenberg verschiedene Schulen besuchen und mit einem Vortrag über das Ehepaar Emilie und Oskar Schindler am 16. Dezember in Winnweiler den Abschluss der 2020er Friedenstage gestalten.
Die für 5. Dezember 2020 terminierte Verleihung des Friedenstagepreises an Clemens Ronnefeldt und den Förderverein ambulante Hospizarbeit im Donnersbergkreis e. V. soll in einem würdigen, festlich-fröhlichen Rahmen stattfinden und wird in das Jahr 2021 verschoben.
Sicher werden auch einige geplanten Diskussions- und Kulturveranstaltungen im nächsten Jahr nachgeholt. Unabhängig davon geht ein großer Dank an alle Organisatoren und Vorbereiter, die trotz der Pandemie den Blick für das Wesentliche nicht verloren haben.
Ein ganz besonderes Dankeschön geht an die Kirchheimbolander Kitas, aber auch an all die Anderen, die sich an der Gestaltung der Friedenswimpel beteiligt haben.
Hunderte bunter Friedensbotschaften flattern im Wind und geben Zeugnis vom Friedenswillen der Kirchheimbolander!
Als Friedenstagepreisträger werden dieses Jahr geehrt:
Clemens Ronnefeldt
Clemens Ronnefeldt vom Internationalen Versöhnungsbund ist seit 40 Jahren in der Friedensbewegung aktiv. In den 90er Jahren war der Balkan Schwerpunkt seiner Arbeit, er hat dort u. a. traumatisierte Kinder in Flüchtlingslagern betreut. In den letzten 20 Jahren hat er sich auf die Konflikte im Nahen Osten konzentriert, die vielschichtig vertrackten Ursachen und Hintergründe der Auseinandersetzungen analysiert und gewaltfreie Lösungsansätze entwickelt.
Er ist ein Mensch voller Hoffnung, und Hoffnung heißt für ihn „Leiden am Wirklichen, Leidenschaft für das Mögliche“.
Förderverein ambulante Hospizarbeit im Donnersbergkreis e. V.
Der Verein unterstützt die Ambulanten Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienste in Kirchheimbolanden und in Rockenhausen ideell und materiell. Ideell durch Veranstaltungen, die die Themen Tod und Sterben auf unterschiedliche Weise thematisieren, materiell durch Einwerbung von Spenden, die die Arbeit der haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen unterstützen. Die Mitarbeiterinnen der Ambulanten Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienste beraten und begleiten Schwerkranke, sterbende Menschen und deren Angehörige zu Hause. Sie setzen sich für ein Leben und Sterben in Würde ein und ermutigen, sich mit den Themen Sterben, Tod und Trauer auseinanderzusetzen. Die ehrenamtlichen HospizbegleiterInnen werden für ihre Aufgaben qualifiziert, sie bringen Geduld und Engagement für die Begleitung zu Hause oder im Pflegeheim mit.
Dieses gerade während der Corona-Pandemie so herausfordernde Engagement wollen wir würdigen. Alle haupt- und ehrenamtlich Tätigen sollen sich gleichermaßen angesprochen und geehrt fühlen.
Die Preisverleihung findet am Sa, den 5. Dezember um 18 Uhr im Kreishaus statt. Als Laudatoren werden Dr. Ludwig Burgdörfer, geboren in Breunigweiler, Pfarrer i. R. und Schriftsteller, bekannt für seine anregenden Anstöße und Morgengrüße aus dem SWR Radio, und Ulrich Suppus, Friedensgesicht der Evangelischen Kirche in Deutschland, dabei sein.
Für den künstlerischen Rahmen konnten wir den renommierten politischen Kabarettisten Arnulf Rating gewinnen.
Die Friedenstaube des Landrats wird am Mo, den 9. November um 19 Uhr im Kreishaus an Beate Klarsfeld verliehen.
Die Verleihung der Friedenstaube wird um ein Jahr auf den 9. Nov 2021 verschoben.
Beate und Serge Klarsfeld haben ihr Leben den während der NS-Zeit aus Frankreich deportierten Juden gewidmet. Akribisch haben sie die Schicksale dieser fast 80.000 Menschen recherchiert und dokumentiert. Sie haben dazu beigetragen, dass sich einige der schlimmsten NS-Verbrecher, die teils Jahrzehnte lang von westlichen Geheimdiensten gedeckt wurden, vor Gericht verantworten mussten – und haben dafür selbst Haftstrafen in Kauf genommen.
Nicht Rache, sondern Gerechtigkeit war dabei ihre Triebkraft. Inzwischen ist die Arbeit der Klarsfelds international anerkannt. Beate Klarsfeld ist UNESCO-Sonderbotschafterin für Bildung über den Holocaust und die Verhinderung von Völkermorden, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und des Nationalen Verdienstordens Frankreichs.
Auch heute noch erhebt sie ihre Stimme gegen Rassismus und Antisemitismus.
Musikalische gestaltet wird die Ehrung von Sabine Goetz (Sopran) und dem Leopold Ensemble, Mannheim, mit Stücken aus dem Oratorium „Annelies“ nach dem „Tagebuch der Anne Frank“.
Nach dem Abschluss der Friedenstage mit einem Vortrag über das Ehepaar Emilie und Oskar Schindler am Mi, den 16. Dezember in Winnweiler, werden wir eine lange Wimpelkette mit Friedensbotschaften zum Eingang des North Point Areals bei Kriegsfeld bringen.
Das vollständige Programm finden Sie hier: